Die Ehre der Wilderer
Eine Geschichte aus Seehausen am Staffelsee
Einige schneidige junge Männer wurden in der Gegend als Wilderer verdächtigt. Sie hatten es in der Zeit nach dem 1. Weltkrieg, als Not und Elend täglicher Gast waren, auf Fleisch abgesehen, welches nicht gekauft werden musste.
Eine ehrbare alte Frau, sehbehinderte Großmutter des Anführers, verhalf ihnen stets zu satten Bäuchen. Sie war es, die den Braten jeweils zubereitete und servierte. Deshalb verlangte sie eines Tages auch ihren Teil. Sie forderte die heimlichen Schützen auf, ihr einen Hasen, ganz für sie alleine zu bringen, damit sie nicht immer nur anderen beim Essen zuschauen müsse.
Die Tat war versprochen! Noch am selben Abend lieferten die vier frischgelaunt und zufrieden einen Hasen ab. Dieser war bereits ohne Fell und Innereien und konnte sofort gebraten werden. Die alte Frau genoß den Braten ganz alleine und war zufrieden.
Seit diesem Tage vermisste Sie aber ihren geliebten Kater. Der tauchte nie wieder auf, hatten die "Jäger" ihn doch als Hasenbraten serviert.
Denkwürdiger als die Tat selbst ist in diesem Falle die hämische Freude dieser großmäuligen Angeber, die auf ihren selbstsüchtigen Einfall noch stolz waren und ihn am Stammtisch grinsend ausschmückten.
Das Leben geht weiter und auch diese Geschichten finden noch kein Ende.
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