Ruhm und Ehre
Eine Geschichte aus Seehausen am Staffelsee
Heute ist es gar nicht so einfach, aus der breiten Masse erfolgreicher und angesehener Bürger noch ein Stückchen mehr hervorzuragen und somit denkwürdig zu werden. Da trifft es sich gut und ist nicht zu verachten, wenn man dabei auf verlässliche Umstände bauen kann. Wenn damit zusätzlich ein eigener kleiner wirtschaftlicher Vorteil in Aussicht steht, dann lohnt es sich sogar, dafür intensiv und mit stillem Einsatz zu kämpfen. Umso mehr, wenn so auch der eigene Abfall im Garten des lieben Nachbarn entsorgt werden kann. Die Zustimmung von gleichgesinnten Ratgebern in der Gemeinde verschafft nebenbei ein sicheres Gefühl!
Wer glaubt, ein, seit Jahrzehnten vor allem wegen seiner einfachen und ursprünglichen Atmospäre beliebter Touristenort wie Seehausen, könnte nicht noch verschönert und dabei gleichzeitig der Ruhm bekannter Personen vergrößert werden, ist nicht richtig aufgeklärt. Es fehlen noch eine Reihe von städtisch anmutenden Sitzgelegenheiten mit kleinen Hinweisen auf ehrenvolle Vergangenheiten. Dann sind gestresste Einkäufer ganzjährig glücklich, wenn sie den Verkehr beobachten können.
Die charakterstarken Gemeindeväter und ihre Häuptlinge dürfen zudem die Verantwortlichkeit für eine herausragende Standortwahl den mächtigen Mitarbeitern des gemeindlichen Bauhofes zuschieben. Dadurch können sie den für sie so wichtigen Grundsatz "Mia san mia!" verdeutlichen. So lässt sich erneut bekräftigen, dass bayerische Gerichte nichts zu sagen haben (in Bayern ticken die Uhren bekanntlich anders), wenn gewichtige Männerstimmen (und die dahinter stehenden starken Frauenrufe) in Seehausen am Staffelsee nicht so wollen!
Solche Geschichten sind alltäglich, sie kommen in vielen Erscheinungsformen überall und immer wieder vor. Der zugrunde liegende Fall ist nur ein Beispiel für rücksichtslosen (= kein Blick nach hinten auf andere!) Machtgebrauch zur eigenen Zufriedenheit. Selbstverständlich geschieht dies immer ohne Beachtung nützlicher Beziehungen und unter strenger Einhaltung "gesetzlicher" Regelungen. Denn wir sind stolz darauf, dass es alte Seilschaften nur in der DDR gab und Familien- oder Freundesbande sowie Parteizugehörigkeit in Bayern nicht beachtet werden. Bei uns gibt es nur einen bescheidenen "Promi-Bonus" bei Selbstbedienung im Kramerladen "Rechtsstaat".
Eines von vielen kleinen Denkmälern, für große Namen, die nicht in Vergessenheit geraten sollten und die durch heroischen Einsatz unseren Rechtsstaat so stark leuchten lassen.
Das Leben geht weiter und auch diese Geschichten finden noch kein Ende!
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