Schneegestöber
Eine Geschichte aus Seehausen am Staffelsee
Auch lange nach dem 2. Weltkrieg sind die Seehauser Bauern im Winter mit großen von Ochsen gezogenen Schlitten über den gefrorenen See gefahren, um im Wald Holz zu holen. Diese Fahrten waren nicht ganz ungefährlich. Es gab öfter Grund, der Tragfähigkeit des Eises zu misstrauen. Trotzdem waren die meisten Landwirte froh, den langen Weg an Land durch die Überquerung des Sees abkürzen zu können. Morgens ging das Abenteuer los, sobald das Tageslicht es möglich machte. Nach ca. einer Stunde auf dem See konnte man im Wald die Baumstämme aufladen und dann ging es am späten Nachmittag zurück.
Ein Bauer hatte im Wald etwas länger gebraucht, da die Baumstämme nicht so wollten wie er. Darum war es bereits nach 16 Uhr, als er die Heimfahrt antrat. Und wie das halt im Winter so ist, setzte abends ein heftiger Schneesturm ein, sodass der Fuhrmann die Hand nicht vor Augen sah. Dies war verhängnisvoll. Obwohl der Staffelsee bei guter Sicht leicht zu überblicken ist, bei Nebel und Schneegestöber wird er zur Falle. Der ortskundige Bauer fand den Weg nicht mehr, auch weil seine Spur des Vormittages inzwischen verweht war. Er irrte stundenlang auf dem See umher, bis er in Uffing (6 km vom Ziel entfernt) Land unter die Hufe bekam.
Während der Heimfahrt auf dem Landweg nahm er sich vor, nie mehr ohne Kompass über den See zu fahren, denn wenn man vorausdenkt, passiert so etwas nicht!
Das Leben geht weiter und auch diese Geschichten finden noch kein Ende.
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