Selbstjustiz
Eine Geschichte aus Seehausen am Staffelsee
Es war vor einiger Zeit, als sich diese Geschichte in einem kleinen Ort bei Seehausen zutrug. Ärmere Leute mit einem baufälligen Anwesen, in welchem die Not öfter zu Gast war als das Auskommen, hatten viel Mühe, die vielen hungrigen Esser mittags satt zu kriegen! Trotzdem oder gerade deswegen waren diese aufrichtigen Menschen für viele ein Vorbild an Tugend. Nicht wenige suchten in schwierigen Zeiten menschlichen Rat vom alten Vater.
Dieser alte Mann wurde in einem kalten und langen Winter immer stiller und abweisender. Ein Nachbar konnte nach langem Zureden seinen Kummer erfahren. Der Familie wurde seit fast einem Monat das spärliche Brennholz, welches vor dem Haus lagerte, nächtens immer weniger. Der Dieb aber war, obwohl der Vater sich ständig auf die Lauer legte, nicht zu erwischen.
Der Nachbar redete mit dem sorgenvollen Greis, worauf dieser zuerst den Kopf schüttelte und dann ging. Vor seinem Holzstoß angekommen nahm er einige Holzscheite und trug sie in den Schuppen. Nach längerer Zeit kam er mit genau diesen Scheiten wieder heraus und legte sie an den alten Platz auf dem Holzstoß.
Anderntags musste die Ortsfeuerwehr bei einem einflussreichen Großbauern einen Zimmerbrand löschen, der entstanden war, als der Mann einige Holzscheite verbrennen wollte. Das Holz war explodiert! Holz wurde seither im Ort nicht mehr gestohlen, der Dieb dachte an die Folgen!
Das Leben geht weiter und auch diese Geschichten finden noch kein Ende!
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